Erfahrungsbericht einer neuen Mitarbeiterin der „Rumänienhilfe Gunskirchen“

Die Tränen in den Augen der Mutter und das Strahlen in den Augen der Kinder, haben mir gezeigt, dass es gut ist, was wir hier tun.

 

Ich spreche die Sprache nicht, ich kenne die beiden Männer, mit denen ich heute 1000 km in den Südosten fahren werde, kaum. Wie wird das wohl werden?

Mit einer Kombination aus Zeichensprache, Rumänisch/Deutsch/Englisch und Spanisch verständigen wir uns mit den Einheimischen.

Die rumänischen Kinder, zuerst zurückhaltend. Der erste Kontakt ist ein schüchternes Lächeln aus ihren dunklen Augen. Sofort haben sie mein Herz erobert.

Vor Ort werden unsere mitgebrachten Hilfsgüter vom Gartner-LKW abgeladen und teilweise mit der Pferdekutsche von Einheimischen abgeholt und verteilt.

Als wir die Bananenschachteln mit den mitgebrachten Hilfsgütern überreichen, sollte sich dies als einer der prägendsten Momente der Reise herausstellen.

Die Mutter nimmt bedächtig jedes einzelne der Babybekleidungsstücke aus der Schachtel, betrachtet sie schweigend und ihr laufen die Tränen über die Wangen. Sie sieht mich an, umarmt mich, obwohl wir uns noch nie zuvor begegnet sind. Ihre tiefe Dankbarkeit und Demut ist zu spüren. Aber auch ihre Trauer. Die Trauer darüber, dass sie ihren Kindern nicht aus eigenen Kräften solch schöne Kleidung kaufen kann. Abends liege ich im Bett, fühle Wut und Unverständnis, dass es bis heute auf dieser Welt solche massiven Wohlstandsunterschiede gibt. Die Menschen hier sind nicht „faul“, wie viele Leute zu wissen meinen. Die Einwohner haben sehr oft leider gar keine Möglichkeit, Zugang zum Arbeitsmarkt zu erlangen. Wie hier, in diesem kleinen Dorf, wo es kaum Arbeitsplätze gibt.

Hermann Hochreiter und Hans Falkinger führen mich durch das Dorf. Ich sehe Familien, wo die beiden schon viel Wundervolles geleistet haben. Häuser, wo bis vor einigen Jahren noch im Freien gekocht wurde und wo der Garten die Toilette war. Heute sind dort dank zahlreichen Sach- und Geldspenden Spülen, Ofen, Dusche und Toilette von Hermann, Hans und vieler anderer helfenden Händen errichtet und installiert worden.

Wenn man durch die Straßen fährt, hat man das Gefühl, die Arbeit nimmt kein Ende, unzählige Häuser, bei denen das Dach einfällt. Als ich diese Gedanken meinen beiden Reisebegleitern mitteile, sehen sie mich an. Und sie sagen mir einen Satz, der mir wohl auch noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird: „Ja, es ist noch viel zu tun. Aber so darfst du das nicht sehen. Wenn irgendwo mal ein Anfang getan wird und jeder einen kleinen Beitrag leistet, wird es Schritt für Schritt zur Verbesserung kommen.“ Damit habt ihr wohl Recht, meine Lieben. Das habt ihr mir beigebracht. Genauso, wie ihr mir so viel Anderes auf dieser Reise gelernt habt: Autofahren mit Anhänger, handwerkliche Arbeit und vor Allem: Gelassenheit. Ihr habt während dieser Arbeit so viel Ruhe ausgestrahlt und zu jeder Herausforderung gesagt: „Ah, des griag ma scho“. Und tatsächlich, irgendeine Lösung haben wir immer gefunden. Danke Euch für Eure Geduld und dass ihr mir diese neuen Erfahrungen geschenkt habt.

Ich kann nur an alle, die diesen Bericht lesen, appellieren, auch diese Chance zu nutzen, so regional, hier in Gunskirchen, einen Ansprechpartner zu haben, der Euch bestimmt gerne auf seine nächste Reise mitnimmt und auch Euch um eine Lebenserfahrung reicher macht, egal wie alt ihr seid, ob männlich oder weiblich, unabhängig davon, welche handwerklichen Fähigkeiten und Kenntnisse ihr mitbringt. Viele ÖsterreicherInnen haben bereits mitgearbeitet. Traut euch. Ihr werdet nicht nur anderen Menschen Freude schenken, ihr werdet auch selbst an Reife und Erfüllung gewinnen. J

Danke Hermann! Danke Hans!

Magdalena MARTIN, 14. September 2018